Der Vorgang des Wahrnehmens
Der Wahrnehmungsprozess unseres Gehirns wird in die drei Stufen Empfinden, Organisieren und Einordnen unterteilt. In der ersten Phase erhalten wir das Abbild eines Objektes auf unserer Netzhaut. Im zweiten Schritt wird das gesehene organisiert, was bedeutet, dass es zu einer festen Form zusammengesetzt wird. In der dritten Phase bekommt dieser Sinneseindruck eine Bedeutung und wird kategorisiert. So können wir letztendlich unterscheiden, ob das gesehene eine „Wabe“ oder einen „Menschen“ darstellt.
Symbolik und Assoziation
Wie auch bei der Wirkung von Farben, verbinden wir eine Reihe von Empfindungen, Stimmungen und Erinnerungen bei der Wahrnehmung von Formen. Die Abbildung einer Spritze erinnert uns an Situationen, in denen wir selbst einmal gestochen wurden und nur wenige verbinden das mit positiven Eigenschaften. Die Abbildung von einem Strand lässt uns beispielsweise an unseren letzten Urlaub zurückdenken und Entspannung aufkommen. Auch einfache Grundformen rufen in uns verschiedene Assoziationen hervor.
Der Kreis, der weder einen eindeutigen Anfang noch ein Ende darstellt, wird oft mit der Unendlichkeit und Sicherheit in Verbindung gebracht. Seine runde und geschmeidige Form wird als weiblich und weich angesehen. Der Kreis symbolisiert die Erde und die Sonne, ist ein Zeichen der Wiedergeburt und vermittelt Geborgenheit, indem man sich beispielsweise „im Kreise von Freunden“ trifft.
Das Quadrat wird im Gegensatz zum Kreis mit Männlichkeit verbunden, da es Stabilität, Sicherheit und durch die kantige Erscheinung absolute Geometrie darstellt. Auch in seiner kleinsten Form dem Pixel, lassen sich aus Quadraten digitale Bilder zusammensetzen. In der Gestaltung ist das Quadrat ein Grundbaustein und wirkt ordnungsgebend.
Die Raute wirkt dynamisch allerdings auch instabil. Diese Wirkung lässt sich darauf zurückführen, dass unsere Erfahrung uns lehrte, dass Objekte die auf einer Spitze stehen niemals lange stabil bleiben können. Durch diesen Aspekt wiederum, erregt die Raute ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, beispielsweise als Verkehrszeichen in einer Vorfahrtsstraße.
Das Dreieck wird mit Eigenschaften wie Dynamik, Spannung und etwas geheimnisvollem in Verbindung gebracht. Ein Dreieck mit nach oben zeigender Spitze erzeugt Aufmerksamkeit. Ebenso wird das Dreieck gerne als Richtungspfeil genutzt.
Gestaltungsgesetze der Wahrnehmung
Gesetz der Nähe: Dieses Gesetz besagt, dass Elemente die nah zueinander dargestellt sind, von uns als zusammengehörig wahrgenommen werden.
Gesetz der Kontinuität: Objekte die einer gemeinsamen Linie folgen, sei sie gebogen oder gerade, vermitteln ebenso eine Zusammengehörigkeit. Ausschlaggebend dafür ist, dass wir eine Gleichmäßigkeit in einem Rhythmus, oder in den Abständen von Linien zueinander wahrnehmen.
Gesetz der Geschlossenheit: Unsere Wahrnehmung ist darauf ausgerichtet, in allem was wir sehen, Zusammenhänge zu entdecken. Einzelne Elemente werden zuerst als geschlossenes Ganzes wahrgenommen, da unser Gehirn vorhandene Lücken in den Elementen durch Erfahrungswerte ergänzt um die Form zu komplettieren.
Gesetz der Gleichheit: Objekte die die selbe Größe, Farbe oder die gleiche Form haben, werden ebenso als zusammengehörig empfunden. Das Gesetz der Gleichheit funktioniert am besten bei gleicher Farbe.
Gesetz der Prägnanz: Unser Gehirn zerlegt wahrgenommene Objekte durch klare Merkmale in möglichst einfache Strukturen.
Durch das Gesetz der Prägnanz können wir in der oberen Figur fünf einander überlappende Quadrate erkennen. Die Farben zeigen in der unteren Figur jedoch nur vier Quadrate (drei kleine und ein großes), drei Rechtecke und ein L-förmiges Sechseck.
Gesetz der Symmetrie: Elemente oder Objekte, die in Symmetrie zueinander stehen, werden eher von uns als zusammengehörig wahrgenommen, als Elemente, die ohne Strukturen angeordnet sind.
Interferenzeffekte
Dies ist ein Effekt, bei dem sich zwei Aussagen in einer Darstellung widersprechen, was beim Betrachter zu Irritation führt. In einer Werbung die Aufmerksamkeit erregen möchte, kann man solche Irritationen bewusst hervorrufen. Bei der Vermittlung von Inhalten, wie beispielsweise im Kommunikationsdesign, sollte es vermieden werden.
Elemente und ihre Wirkung in der Gestaltung
Der Punkt stellt die kleinste grafische Einheit dar. Werden eine Vielzahl an Punkten aneinander gereiht, dann erscheinen sie bei einem gewissen Betrachtungsabstand als Fläche. All das, was von uns als Punkt wahrgenommen oder bezeichnet wird, ist in der Realität eine relativ kleine Fläche. Ausschlaggebend dafür, ob wir einen Punkt als Punkt oder Fläche wahrnehmen, ist letztendlich die Grundfläche oder der Hintergrund, auf dem das Objekt zu sehen ist.
In der Gestaltung bietet ein hervorstechender Punkt unserem Auge einen Fixpunkt, der unseren Blick einfängt und dem Auge Orientierung und Halt gibt. Mehrere Punkte die in einer Beziehung zueinander stehen können das Auge leiten und führen.
Die Linie führt das Auge eines Betrachters. Handelt es sich dabei um eine filigrane Linie, vermittelt sie das Gefühl von Leichtigkeit. Eine dicke Linie, die an einen Balken erinnern lässt, stellt schwere dar. Doch nicht nur die Stärke einer Linie hat Einfluss auf den emotionalen Ausdruck, sondern auch die Richtung in der sie verläuft.
Horizontale Linien geben ein Gefühl von Freiheit und Weite, was darauf zurückzuführen ist, dass diese die elementarste Linie in unserer Umwelterfahrung ist.
Die Grundtendenz der senkrechten Linie ist das Bremsende und das Trennende. So werden in der Gestaltung senkrechte Linien eingesetzt um beispielsweise Textspalten eindeutig voneinander zu trennen. Beide Arten von Linien vermitteln keinen Eindruck von Bewegung sondern statische Ruhe.
Geneigte und diagonale Linien hingegen werden als dynamisch bezeichnet, auf geneigten Linien geraten die Dinge in Bewegung. Unsere Empfindung von Bewegungen in Bildern oder Layouts, ist stark von unserer Leserichtung geprägt. Die meisten von uns werden eine Linie, die oben links beginnt und unten rechts endet, als abfallende Linie interpretieren.
Optische Täuschung
Die menschliche Wahrnehmung neigt dazu, Flächen die angeschnitten sind, zu ganzen Formen zu ergänzen. Somit werden oft Dinge wahrgenommen, die in der Realität nicht abgebildet sind. Die Wahrnehmung gewisser Elemente hängt von unserem Gehirn ab und wie es erfasste Informationen verarbeitet. Da unser Gehirn sich ähnliche Objekte merkt und einordnet, versucht es Verbindungen zu erstellen und ein räumliches Bild daraus zu konstruieren. Die Erinnerung spielt dabei eine große Rolle, da wir lernen, ähnliche Gegenstände in Verbindung zu bringen und dadurch erkennen, was wir eigentlich sehen.
Statik und Dynamik
Wenn in einem Bild oder einem Layout keine Bewegung angedeutet wird, spricht man von statischer Wirkung. Sobald ein gleichmäßiger und völlig ausgewogener Eindruck entsteht, kann man dies als statisch bezeichnen.
Visuelles Gleichgewicht
Um einen harmonischen Gesamteindruck in einem Layout zu erzielen, spielt die Gewichtung der einzelnen Elemente eine ausschlaggebende Rolle. Größere Elemente wirken schwerer als kleinere. Dunkle Objekte wirken ebenso schwerer als helle. Setzt man bewusst Schwerpunkte in der Gestaltung ein, verleiht es dem Gesamtbild Lebendigkeit. Gewichtung und Schwerpunkte sollten so gesetzt werden, dass Ordnung im Layout vorhanden ist und es nicht beliebig aufgeteilt scheint.
Das kleine dunkle Objekt und das helle größere können sich die Waage halten, das gelbe Objekt mit dem hellen Tonwert in Verbindung mit einem blauen dunklen Tonwert stellt kein Gleichgewicht dar.
Perspektive
Die Wahrnehmung des Menschen ist so ausgelegt, dass sie oft aus zweidimensionalen Darstellungen, dreidimensionale Tiefe konstruiert. Da ein Blatt Papier keine Tiefe hat, gibt es keine Perspektiven darauf, es handelt sich um eine reine Illusion.
Die Abbildung der übereinanderliegenden weißen Waben, lässt durch das Gesetz der Geschlossenheit den Eindruck von Tiefe entstehen.
Die daneben liegenden Waben zeigen das selbe Abbild in unterschiedlichen Tonwerten, wodurch der räumliche Eindruck unterstrichen wird. Das kräftige Grau wird als nah, dass blasse Grau als fern empfunden.
Die räumliche Wirkung wird ebenso von Farben beeinflusst. Während das kräftige Rot im Vordergrund steht, vermittelt Blau den Eindruck von Ferne.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns kostenfrei und unverbindlich unter Telefon (0721) 2012 -120.
von MARTES NEW MEDIA
Keine Kommentare