Co-Working boomte zunächst unter Freiberuflern. Jetzt kommt die nächste Stufe: Die vernetzte Zusammenarbeit von Selbständigen und Unternehmen. Eine Karlsruher Firma Martes New Media macht es vor.
Atilla Lifeson hat schon vieles erlebt: Der 29-jährige Film-Enthusiast und Autodidakt war in Spielfilmproduktionen als Crewmitglied tätig, hat an Blockbuster-Trailern Hand angelegt und sie für den deutschen Markt umgeschnitten. Er produziert Filme für vielerlei Kunden: Firmen aus unterschiedlichsten Branchen, aber auch Künstler in Film und Musik. Er war fest angestellt und hat einige Jahre als Freiberufler im Home-Office gearbeitet. Seit einigen Monaten hat er das Co-Working entdeckt: Er mietet einen Arbeitsplatz in den Räumen der Karlsruher Agentur für Identität und Strategie, Martes New Media. „Die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten motiviert und gibt Inspiration“, sagt er.
Der Boom landet in mittelgroßen Metropolen
Bis vor einigen Jahren war „Co-Working“ nur Insidern ein Begriff. Ein Blick auf die Suchanfragen bei Google zeigt, dass sich vor 2009 nur wenige dafür interessiert haben. Dann kam der große Boom – und vor allem in großen Metropolen entstanden Co-Working-Spaces, in denen sich hauptsächlich Freiberufler trafen. Inzwischen ist das gemeinschaftliche Arbeiten auch in mittelgroßen und kleineren Städten angekommen. Für den Geschäftsführer der Karlsruher Agentur Martes New Media, Manuel Laufer, ist das nicht überraschend: „Die Vorteile liegen einfach auf der Hand: Wer sich vernetzt, schafft Synergien.“ Seine Firma hat sich deshalb mit dem Umzug in neue, größere Geschäftsräume auch für Co-Working-Kräfte geöffnet. „Damit wollen wir Freelancer unterstützen und profitieren selbst davon“, so Laufer. Das entspricht ganz dem Motto, das Martes New Media für dieses Jahr ausgegeben hat: „Gemeinsam entfalten – Zukunft gestalten“.
Große Konferenzräume für kleines Geld
Ein vielseitiger Allrounder wie Atilla Lifeson ist flexibel und anpassungsfähig. Auch im Home-Office kam er klar. Doch er benennt zwei Nachteile: Manchmal falle einem in den eigenen vier Wänden dann doch die Decke auf den Kopf. Außerdem war sein ebenerdiges Büro zuhause mit Terrasse zwar schön – doch gerade bei Gesprächen und Präsentationen mit (Neu-)Kunden war der private Rahmen nicht immer stimmig. „Jetzt kann ich die tollen, hellen Konferenzräume der Agentur bei Bedarf für eine kleine Gebühr dazu mieten“, so Lifeson. So kann er Neukunden nicht nur mit professionellem Auftreten und guten Arbeitsergebnissen, sondern auch mit den Räumlichkeiten beeindrucken. Er schätzt außerdem das soziale Miteinander – den Kaffee zwischendurch mit den Mitarbeitern von Martes.
Maximale Flexibilität
Für Inhaber Laufer ist das Konzept Co-Working mehr als eine für alle Seiten praktische Lösung. Er schätzt den offenen Austausch von Ideen, die Querverbindungen zwischen Projekten. So hat er Lifeson auch bei einem gemeinsamen Kunden kennengelernt. Künftige Zusammenarbeit kann sich durch die Nähe leicht ergeben. „Wir machen ernst mit dem Out-of-the-Box“-Denken, sagt Laufer mit einem Lächeln. Deshalb stellt er Co-Workern gerne die technische Infrastruktur bereit und öffnet seine Räume. Von langen Kündigungsfristen hält er nichts: „Wenn sich ein Co-Worker umorientiert, kann er innerhalb eines Monats kündigen.“ Für ihn ist das eine faire Lösung, weiß er doch um die Flexibilität, die in der Medienbranche gefragt ist. Für Atilla Lifeson gilt also: Wenn Hollywood anklopft, kann er innerhalb weniger Wochen dem Ruf der großen, weiten Welt folgen.